Das infizierte Dia

Nichts stirbt ganz


Es ist nichts weiter als Kunst. Ich interpretiere nichts in meine Werke hinein.
Warum auch. Dies kann die Aufgabe der Menschen sein, die meine Bilder
anschauen. Die Tiefe der Dia-Bilder lässt es zu, dass sich der Betrachter im
Strudel der Vielfalt verliert. Ein Portal zur eigene Seele.
Meine Kunst ist die Endlichkeit der Dinge im unendlichen Kosmos der
Erneuerung. Nichts stirbt ganz – alles geht in die nächste Ebene der Existenz
über.


Alles beginnt mit einem Dia


Bereits 2012 stolperte ich durch Zufall über die verblüffende Reaktion von Dias
auf Feuchtigkeit. Ich ließ im Zuge anderer Projekte von den Dias ab und
wandte mich erst Jahre später wieder diesen kuriosen Bildern zu. Einige Jahre
erforschte ich die faszinierenden Eigenschaften von Dias und entwickelte einen
Prozess, mit dem ich meine Kunst erzeugen kann. Im ersten Moment klingt es
profan, doch es handelt sich um einen komplexen Ablauf.
Alles beginnt mit einem Dia-Film. Der wird im E6 Bad entwickelt. Dias werden
gesichtet, beurteilt und ausgesucht. Eine Quelle für Bakterien muss gefunden
und in verschiedenen Variationen auf das Dia aufgetragen werden.
Öffentliche Toiletten sind immer ein Garant für fette Beute. Aber auch im
Weihwasser oder auf Abstrichen von Geländern, Türklinken und Autogriffen
befinden sich immer eine Menge Bakterien, die ich nutzen kann.
Nun kommt die Zeit des Wartens, während die Dias im Brutkasten liegen und
sich dem Befall der Kulturen hingeben. In mehrere Monaten, bei
unterschiedlichen Temperaturen und Verfahren, entwickelt sich aus den
ursprünglichen Motiven, meine Dia-Kunst. Ist der Prozess des bakteriellen
Befalls abgeschlossen, wird das Dia getrocknet und zum Digitalisieren
vorbereitet. Durch das Auflichtmikroskop ist es möglich einen sehr hoch
aufgelösten Abdruck des Dias anzufertigen.


Einfach aber Wirkungsvoll


Bei dem Prozess handelt es sich um einen natürlichen und vollständig
biologischen Vorgang, der mit dem Aufbau eines Dias zusammen hängt. Die
Farbschichten sind durch eine Gelatineschicht geschützt. Wird diese,
beispielsweise durch Feuchtigkeit aufgelöst, ist es den Bakterien möglich, zu
den Farbpigmenten vorzudringen und diese zu “fressen”. Das Resultat dieser
“Ernährung”, ist die vollständige oder teilweise Veränderung der
Farbgestaltung des Bildes. Je länger die Bakterien Zeit haben, um das Bild zu
zersetzen, desto gravierender sind die Ergebnisse. Der Prozess kann sich je
nach Art und Weise über mehrere Jahre hinziehen.
Ich stelle mir die Arbeit der Bakterien oft wie das Leben der Menschheit dar. Die
Bakterien beginnen damit einzelne Felder zu bestellen, bis das gesamte Land
bestellt wird. Sind die Ressourcen erschöpft, sterben die Bakterien ab. Ein Dia
kann so fast komplett aufgelöst werden.


Die Größe ist entscheidend


Ich fotografiere mit einer Canon EOS 5D aus den 80er Jahren, die ich für meine
spezielle Arbeit umgebaut habe. Es handelt es sich also um ein 35mm Kleinbild
Format. Die Dias selbst zu entwickeln ist für mich selbstverständlich. Die
heimische Vergrößerung, war bisher weniger Erfolgreich, da für die Tiefe zum
eintauchen in die Werke schlichtweg die Auflösung fehlt. Abhilfe schafft die
Verschmelzung von Analogen und Digitalen Medien.


Digital meets Analog


Dazu habe ich ein Auflicht-Mikroskop umgebaut und vergrößere die Dias mit
mehreren hundert, bis tausend Einzelbildern. Der Bildausschnitt ist maximal
ein cm². Oft ist der Bildausschnitt aber deutlich kleiner. Dieser Prozess kann,
durch das ständiges nachjustieren des Mikroskops ebenfalls mehrere Tage in
Anspruch nehmen.
Das digitalisierte Dia wird anschließend mit Hilfe des Computers zu einem
gigantischen Bild zusammengesetzt. Die Dimensionen liegen meist bei
mehreren Metern Seitenlänge. Da solche Formate möglich, aber nicht
verkäuflich sind, verarbeite ich noch einmal das Bild und erzeuge eine
Druckdatei. Meist haben meine Bilder ein Format von 120 cm x 80 cm und
werden als Galerie-Print gedruckt.


Übrigens:


Ich stelle auch NFT (Non Fungible Token) her. Es handelt sich hierbei um eine
releativ neue Form der Echtheitszertifizierung von Kunst die mittels SmartContract in die Blockchain (Ethereum) eingebunden wird. Hier ist meine Seite
auf opensea – schauen Sie gerne vorbei!


Warum eigentlich nicht


Ich hoffe ihnen gefallen meine Arbeiten und wünsche ihnen stets das Beste.
Bleiben sie gesund und munter.


Hector Häckel

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